- Methoden
Der Mensch im Mittelpunkt: Menschzentriertes Arbeiten in der byte
Die byte und ihre Mitarbeitenden, die sogenannten „byties“, sprechen oft und gerne von Menschzentrierung in der digitalen Produktentwicklung. Aber was meint dieser vielfältig und weit auslegbare Begriff in der Praxis?
Das Prinzip Menschzentrierung entstammt dem User Experience Design und hat viele Facetten. Eine davon ist der dem Design Thinking entlehnte Double Diamond, der eine Struktur zur Erkundung von Problemräumen bietet: Es gibt sogenannte Divergente Phasen, die zum Öffnen des Problemraums gedacht sind und konvergente Phasen, in denen die gesammelten Ansätze aus den divergenten Phasen auf konkrete, im entsprechenden Kontext wertvolle und handhabbare Lösungsansätze "kondensiert" werden.
Auch die Optimierung und innovative Gestaltung eines Prozesses kann auf Denkweisen und Ansätze des Double Diamond zurückgreifen und dadurch klar an Menschzentrierung gewinnen.
Die Potenziale des Double-Diamond-Modells
In einem Artikel, der zusammen mit einer Forschungsgruppe rund um Prozessexpertinnen und -experten, die die byte in mehreren Projekten unterstützen, geschrieben wurde, werden Potenziale des Double Diamond für die Prozessgestaltung unter die Lupe genommen.
Was sind die Key Take Aways daraus?
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Für Prozessexpertinnen und –experten stehen – in der Regel strukturierte Analyse, Effizienzsteigerung und Risikosenkung im Vordergrund – vor allem im Kontext der Digitalisierung. Wir betrachten den Prozess als soziales Konstrukt, in dem die Menschen, also zum Beispiel Sachbearbeitende oder Bürgerinnen und Bürger für die Qualität des Ergebnisses des jeweiligen Prozesses zentral sind. Um Prozesse für und mit den Menschen zu gestalten, können bzw. müssen die Beteiligten in den Prozessen, die wir initiieren, partizipieren. Beteiligt wird dann nicht, um einen Haken auf einer Projektmanagement-Checkliste setzen zu können, sondern wegen der Überzeugung von den Beteiligten Neues und für die Qualität des Produkts Wertvolles zu lernen.
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Menschzentrierung in diesem Sinne kann auch bedeuten, dass die beste Lösung keinen Einbezug von Menschen vorsieht, sich also zum Beispiel eine Automatisierung von Prozessschritten die für den Menschen beste Lösung darstellt.
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Wenn wir im Prozessgestaltungskontext mit Design Thinking Prinzipien arbeiten wollen, sind wir gut beraten UX-Designerinnen und Designer in den Prozess einzubeziehen. Bei der byte achten wir zum Beispiel darauf, bei der Modellierung von Prozessen Visualisierungswege zu finden, die für „Nicht-Prozessmanagement-Erfahrene“ leicht zugänglich und verständlich sind. Diese Visualisierungswege können wir als Grundlage für den Dialog mit den Prozessbeteiligten zur Verbesserung oder Digitalisierung des Prozesses nutzen. Dabei wird schnell klar, dass gute Visualisierung viele Kompetenzen benötigt, wie genaues Zuhören, präzises Wiedergeben, ästhetisches Gespür und die Gabe Gehörtes in nachvollziehbares Visuelles zu übertragen.
Unser Auftrag in der Verwaltung
Um Menschzentrierung nicht zur Floskel verkommen zu lassen, braucht es also passgenaue Maßnahmen, die sehr vielfältig sein können. Um die richtigen zu wählen, hilft oft ein Schritt zurück und die Frage: Was bedeutet Menschzentrierung in diesem konkreten Fall wirklich? Also: Wie lösen wir das zugrundeliegende Problem am nachhaltigsten bzw. Wie stiften wir mit unserer Lösung den größten Mehrwert für die Beteiligten.
Die Disziplin des menschzentrierten Prozessmanagements, die an der Brücke zwischen Process Design und UX-Design verortet ist, scheint noch ganz am Anfang zu stehen. Umso mehr freuen wir als byte uns dazu beitragen zu können, Ansätze mit einem Mehrwert dieser Art in die bayerische Verwaltung einzubringen.
Wenn du mehr erfahren willst, schau in den Originalartikel aus der Springer Zeitschrift „Wirtschaftsinformatik & Management“!