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GovTech for Good - Tech as a Catalyst for Better Government
Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ist ein Thema, das weltweit diskutiert wird. Während Länder wie Estland und Dänemark als Vorreiter gelten, kämpfen andere Staaten noch mit jahrzehntealten Systemen. Unsere Podiumsdiskussion auf der South by Southwest (SXSW) in Austin brachte Expertinnen und Experten aus den Bereichen Technologie, Verwaltung und Innovation zusammen, um zu erörtern, wie digitale Technologien eine effizientere, benutzerfreundlichere und zugänglichere Verwaltung ermöglichen können.
Ein zentrales Problem vieler Behörden ist die Abhängigkeit von veralteten IT-Systemen. In den USA gibt es noch immer Regierungsbehörden, die auf Großrechnern aus den 1950er-Jahren basieren und mit Sprachen wie COBOL arbeiten. Die Modernisierung dieser Systeme stellt eine finanzielle und logistische Herausforderung dar. In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: Viele Verwaltungsprozesse laufen noch analog oder mit Lösungen, die nicht mehr state oft he art sind.
Doch warum ist es so schwierig, diese Systeme zu modernisieren? Zum einen fehlt es teilweise am politischen Willen, langfristige Investitionen zu tätigen, deren Ergebnisse erst nach mehreren Jahren sichtbar werden. Zum anderen erfordert eine tiefgehende Digitalisierung nicht nur neue Technologien, sondern auch strukturelle Reformen in der Verwaltung.
Warum sind einige Länder weiter als andere?

Länder wie Estland und Singapur haben ihre Verwaltungen weitgehend digitalisiert. In Estland spielte der Mangel an Ressourcen eine entscheidende Rolle: Das Land war gezwungen, innovative Open-Source-Lösungen zu entwickeln und eigene IT-Talente auszubilden. In Deutschland hingegen gibt es durch das föderale System eine komplexe Verwaltungsstruktur, die eine einheitliche Digitalisierung erschwert. Jede Ebene – Bund, Länder, Kommunen – hat eigene Zuständigkeiten, die oft nicht optimal miteinander verzahnt sind.
Ein weiteres Hindernis ist das Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zum Staat. In Deutschland gibt es historisch gewachsene Vorbehalte gegenüber staatlicher Datensammlung, was Initiativen zur Digitalisierung ausbremst. In Skandinavien hingegen ist das Vertrauen in staatliche Institutionen höher, was die Akzeptanz digitaler Lösungen erleichtert. Auch für Staaten, wie die USA, trifft diese Erkenntnis zu.
Experimentierfelder für digitale Verwaltung
Wie trotz unterschiedlicher Herausforderungen digitale Verwaltungsprozesse effizienter gestalten? Eine zentrale Erkenntnis aus der Diskussion ist, dass es nicht ausreicht, einfach neue Software zu implementieren. Vielmehr muss zunächst definiert werden, was „bessere Verwaltung“ bedeutet: Geht es um Effizienz? Um eine stärkere Nutzerorientierung? Oder um bessere Zugänglichkeit?
Eine mögliche Lösung liegt in kleinen „Experimentierräumen“: Statt sofort großflächige Reformen anzugehen, sollten digitale Projekte in kleinen, überschaubaren Bereichen getestet und optimiert werden. Diese erfolgreichen Modelle könnten dann schrittweise skaliert und ausgerollt werden. Stadtstaaten wie Bremen oder Hamburg könnten hier als Testlabore für innovative Verwaltungsprozesse dienen.
Technologie als Werkzeug, nicht als Selbstzweck

Ein weiteres wichtiges Learning: Technologie allein löst keine Probleme – sie ist nur ein Werkzeug, um Verwaltung besser zu gestalten. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, die richtigen politischen, strukturellen und kulturellen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit digitale Lösungen nachhaltig wirken können.
Dazu gehört auch, dass Gesetze von Anfang an so gestaltet werden, dass sie digital umsetzbar sind. In Bayern wird dies bereits umgesetzt: Ein Team in der Verwaltung berät Gesetzgeberinnen und Gesetzgeber, wie nutzerzentrierte und digitalfreundliche Gesetze entwickelt werden können.
Startups sind oft agiler als große IT-Unternehmen und können innovative Lösungen für die Verwaltung entwickeln. Doch wie stellt man sicher, dass ein Startup langfristig bestehen bleibt und nicht nach sechs Monaten vom Markt verschwindet? Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Technologieunternehmen gefragt. Zum Beispiel verfolgt Hamburg mit einer „Venture-Client“-Einheit bereits diesen Ansatz: Startups können ihre Lösungen in Pilotprojekten erproben, bevor sie in den regulären Verwaltungsbetrieb überführt werden.
Fazit: Verwaltung muss neue Wege gehen
Die Digitalisierung der Verwaltung ist ein komplexer Prozess, der mehr erfordert als nur besseren Code. Entscheidend ist, dass klare Ziele definiert werden – etwa Effizienzsteigerungen oder Nutzerfreundlichkeit. Technologie kann dann gezielt eingesetzt werden, um diese Ziele zu erreichen.
Um Fortschritte zu erzielen, braucht es:
- Experimentierräume, in denen innovative Lösungen getestet werden, bevor sie skaliert werden.
- Eine enge Verzahnung von Gesetzgebung und Digitalisierung, um Hürden frühzeitig zu identifizieren.
- Mehr Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Startups, um agile Lösungen zu fördern.
Länder wie Estland zeigen, was möglich ist – doch jedes Land muss seinen eigenen Weg finden, um die digitale Transformation der Verwaltung erfolgreich umzusetzen.